Zakah und Infaq- die Brücke der Geschwisterlichkeit des Islam


Verehrte Muslime!

In dem Vers, den ich rezitiert habe, verkündet unser Allmächtiger Schöpfer: „[…] Meine Barmherzigkeit umfasst alle Dinge. Und wahrlich, Ich will sie für jene bestimmen, die gottesfürchtig sind und die Armensteuer zahlen und für die, welche an Unsere Botschaft glauben."[1]

In dem Hadith (überlieferter Ausspruch), den ich vorgetragen habe, sagt unser Prophet (s.a.w.): „Allah hat Zakah zur Pflicht gemacht, um so den Rest eures Eigentums zu reinigen."[2]

Verehrte Muslime!

Es ist Allah, Der Allmächtige, der das unendliche Universum erschaffen hat und darüber herrscht. Er ist „Maliku'l-Mulk", der tatsächliche Besitzer aller Dinge. Er ist derjenige, der den Menschen in schönster Gestalt erschaffen, ihn zur Prüfung auf diese Welt gesandt und den Menschen mit zahllosen Gaben gesegnet hat. Das, was vom Menschen erwartet wird, ist, dass er ein Leben gemäß dem Zweck seiner Erschaffung führt; sich dem Schöpfer unterwirft und Ihm aufrichtig dient; Seinen Befehlen und Verboten gehorcht und für die Gaben und Segnungen, die Er gewährte, dankbar ist.

Geschätzte Muslime!

 Für jeden Segen, mit dem unser Schöpfer uns gesegnet hat, bedarf es eine eigene, besondere Danksagung. Die Danksagung für den Segen des Reichtums besteht darin, Zakah (Armensteuer), Sadaqa (Almosen/Wohltätigkeit) und Infaq (Spende/zum Wohlgefallen Allahs für wohltätige Zwecke auszugeben) zu entrichten.

Zakah und Infaq bedeuten, den Besitz und Reichtum, die Allah uns anvertraut hat, mit den Bedürftigen zu teilen. Sie sollen die Alleinstehenden, Waisen und die Halbwaisen beschützen, über sie wachen und zwischen den Reichen und Armen Brücken der Herzen bauen. Zakah und Infaq sollen unser Eigentum von den Rechten der Bedürftigen reinigen und bereichern. Es bedeutet, uns um Mitgefühl und Barmherzigkeit zu bemühen, das Feuer von Hass und Neid zu löschen; uns vor der Krankheit des Geizes zu bewahren und die Tugend der Großzügigkeit zu erlangen; uns vom Sog der Gier und Habsucht zu befreien, den Geist der Genügsamkeit und Uneigennützigkeit zu erfassen. Kurz gesagt, den wahren Eigentümer des Besitzes und Reichtums zu erkennen und das Bewusstsein der Dienerschaft zu Allah aufrechtzuerhalten.

Verehrte Muslime!

Muslime, die das Buch Allahs lesen und der Sunnah (Religionspraxis) des Gesandten Allahs (s.a.w.) folgen, geben von ihrem Vermögen in Reichtum und in Armut, heimlich und offen, Tag und Nacht für Wohltaten aus.[3] Sie verdienen ihr Vermögen immer auf Halal- (erlaubt/rein) Weise und während sie ihre Zakah entrichten, erwarten sie die Gegenleistung nur von Allah. Sie streben nach dem Geheimnis des Verses: „Ihr werdet echte Frömmigkeit nicht erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt […]."[4] Sie wissen, dass  Sadaqa den Reichtum nicht mindert, und indem sie sich in Zeiten der Not den Bedürftigen zuwenden, leisten sie eigentlich Vorsorge für ihr Jenseits. Sie geben vom Guten ihres Besitzes, nicht vom Schlechten. Sie glauben, dass ihr wahrer Reichtum nicht das ist, was sie in dieser Welt konsumieren, sondern das, was sie in ihr Jenseits investieren.

Verehrte Muslime!

Schützen wir uns mit unseren wohltätigen Ausgaben gemäß dem Befehl Allahs: „Und spendet auf Allahs Weg und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben […][5]", vor weltlichen und jenseitigen Gefahren. Lasst uns mit unserer Zakah, Fitra, Sadaqa und Infaq ein Lächeln in das Gesicht eines Waisenkindes zaubern. Lasst uns ein verzweifeltes Herz berühren; den inneren Frieden erfahren, eine Salbe für eine Wunde zu sein. Seien wir uns bewusst, dass wir durch das Geben vom Herzen, durch die Tür der Dankbarkeit eintreten, wobei aus einem Segen tausend sein werden. Vergessen wir nicht, dass Sadaqa einem eigenen Anstand und Infaq einer eigenen Moral bedarf. Während wir den uns anvertrauten Reichtum auf Allahs Weg ausgeben, dürfen wir niemals den Fehler machen, dem Empfänger unsere Spende vorzuhalten oder ein Herz zu brechen.

Liebe Brüder!

Viele Stiftungen in unserem Land sind maßgeblich an der Weitergabe Ihrer Spenden beteiligt. Unsere Stiftung der Türkische Diyanet (Präsidium für religiöse Angelegenheiten) leitet Ihre Zakah, Fitra, Sadaqa und Spenden, die Sie ihr seit einem halben Jahrhundert anvertrauen, weiterhin zu den Menschen in Not, hauptsächlich im Inland, aber auch auf der ganzen Welt. Bei dieser Gelegenheit gedenken wir mit Barmherzigkeit und Dankbarkeit derjenigen, die von der Vergangenheit bis zur Gegenwart dafür gesorgt haben, dass das Gute auf der Erde herrscht.

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[1] Al-A'râf, 7/156.

[2] Ebû Dâvûd, Zekât, 32.

[3] Al-Baqara, 2/274; Âl-i İmrân, 3/134.

[4] Âl-i İmran, 3/92.

[5] Al-Baqara, 2/195

Generaldirektion für religiöse Angelegenheiten

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