Verehrte Muslime!
Unser Prophet (saw.) sagte einmal zu seinen Gefährten: „Ich kenne da einen Vers, der für alle Menschen ausreichen würde, wenn sich alle daran festhalten würden", und anschließend rezitierte er den folgenden Vers: „Wer Allah gegenüber seiner Taqwa bewusst ist (Allah fürchtet), dem gewährt Allah einen Ausweg."[1] Mit diesen Worten lehrte uns der Gesandte Allahs (saw.) den Weg, der aus allen Schwierigkeiten und Bedrängnissen herausführt und das diesseitige und jenseitige Glück beschert; dieser Weg ist die Taqwa (die Frömmigkeit/Gottesfurcht).
Geehrte Muslime!
Taqwa ist das Bewusstsein, die Zufriedenheit unseres Schöpfers aufrechtzuerhalten. Sie ist der Wunsch, Seine Liebe zu erlangen. Sie ist die Angst, Sein Wohlgefallen zu verlieren. Sie ist die Anstrengung, ein Leben im Bewusstsein unserer Verantwortung zu verbringen. Taqwa zu besitzen gleicht der Sorgfalt, die wir zeigen, wenn wir auf einem dornigen Weg gehen, und versuchen unseren Körper vor Verletzungen zu schützen. Taqwa ist die Bezeichnung unseres unerbittlichen Kampfes, damit wir in unserem Leben nicht mit Sünden und Haram (verbotenem) in Berührung kommen, sowie wir sehr sorgsam vermeiden wollen, dass unser Körper auf einem dornigen Weg verletzt wird.
Geschätzte Muslime!
Der erste Grad der Taqwa – die Essenz des Islams -, ist der Kalima-i Tawhid (der Satz des Tawhids/des Monotheismus). Das heißt, لَا اِلَهَ اِلّا اللّٰهُ رَسُولُ مُحَمَدٌ, mit der Bedeutung: „Es gibt keinen Gott außer Allah, Muhammed, der Ehrenwerte, ist der Gesandte Allahs." Jeder Gläubige, der Taqwa besitzt, bestätigt dieses Bekenntnis in seinem Herzen und bekundet es mit seiner Zunge. Er glaubt von ganzem Herzen an seinen Schöpfer, der ihn aus dem Nichts erschaffen hat, und an seinen Propheten, der ihm die Religion gelehrt hat. Er liebt Allah und Seinen Gesandten mehr als alle anderen und alles andere.
Der zweite Grad der Taqwa ist der Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten. Wie es im heiligen Koran verkündet wird, ist der wertvollste Mensch bei Allah derjenige, der den Ungehorsam Allah gegenüber am meisten vermeidet.[2] Gehorsam gelingt nur, indem das Gewand der Taqwa angelegt wird. Ein Mu´min (ein praktizierender Muslim), der das Gewand der Taqwa angelegt hat, ist bestrebt, alle Anforderungen des Islam zu erfüllen; Er verrichtet seine rituellen Gebete in Ehrfurcht und nach Vorschrift; er spendet von den Gaben, die ihm beschert wurden, auf dem Wege Allahs. Er hält Gerechtigkeit aufrecht und hält sein Versprechen ein. Er achtet die Rechte der Einzelnen und die der Öffentlichkeit. Er behandelt seine Eltern, seine Verwandten, seine Nachbarn, jene, die erkennt oder nicht kennt, gut. Er achtet darauf, dass sein Verdienst halal (legal) und rein ist. Er nutzt seine Hände, seine Zunge, seine Augen und sein Herz immer zum Wohlgefallen Allahs.
Der Höhepunkt der Taqwa ist, alle nichtswürdigen Dinge, das heißt alles andere außer Allah, aus dem Herzen zu verbannen. Der Gesandte Allahs (saw.) zeigte mit seiner Hand auf seine Brust und sagte dreimal: „Taqwa ist genau hier."[3] Ein frommer Mu´min, der Taqwa besitzt, hütet sein Herz vor schlechten Gefühlen, schlechten Gewohnheiten und grobem Verhalten. Er setzt das Begehen schwerer Sünden, die das Herz verfinstern, und das Beharren auf kleinen Sünden, mit einer heißen Glut gleich.
Verehrte Muslime!
Unser Prophet (saw.) sagte in einem seiner Ahadithe (überlieferte Aussagen): „Während der Reichtum einen Menschen in den Augen der anderen ehrbar macht, macht ihn nur seine Taqwa bei Allahs ehrbar."[4] So lasst uns das Taqwa-Gewand anlegen, das unseren Wert bei Allahs erhöhen und unsere Gesichter in dieser Welt und im Jenseits erleuchten wird. Vermeiden wir es, unserem Schöpfer ungehorsam zu sein, Dinge zu tun, die Seine Bestrafung erfordern, und am Tage der Abrechnung vor Ihm beschämt dazustehen. Vergessen wir nicht, dass Allah, Der Allmächtige, die „Muttaqi" (Gläubige mit Taqwa) als Seine Freunde betrachtet. Er verheißt den Muttaqis die freudige Botschaft, dass sie keine Angst und Traurigkeit haben werden.[5]
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[1] Dârimî, Rikâk, 16; at-Talaq, 65/2.
[2] Al-Hudschurat, 49/13.
[3] Müslim, Birr, 32
[4] Tirmizî, Tefsîru'l-Kur'ân, 49.
[5] Yunus, 10/62-63.
Generaldirektion für religiöse Angelegenheiten