Dem Unrecht zuzustimmen, ist Unrecht


Geehrte Muslime!

Zurzeit durchleben wir alle als Individuen und als Gesellschaft eine schwere Prüfung. Die Werte, die den Menschen ausmachen, wie Gerechtigkeit, Gesetz, Moral, Gewissen und Mitgefühl, werden von besatzenden Unterdrückern und ihren Unterstützern mit Füßen getreten. Unsere palästinensischen Brüder und Schwestern sind seit etwa einem Jahrhundert dazu verurteilt, in ihrem eigenen Land unter Unterdrückung, Gefangenschaft und Unrecht zu leben. Heute wird in Gaza vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein großer Völkermord begangen, bei dem Frauen, Kinder und Ältere gleichermaßen betroffen sind.

Geliebte Gläubige!

Die skrupellosen Mörder, die diesen beispiellosen Völkermord begehen, schöpfen ihren Mut aus der Stille und Uneinigkeit der Ummah des Propheten Mohammed. Doch unsere erhabene Religion Islam ruft uns zur Einheit auf. Er lädt uns zur Einigkeit und zum gemeinsamen Handeln ein. Er fordert nicht nur unsere Gebete, sondern auch unser Wissen, unsere Kraft und unsere materiellen sowie spirituellen Ressourcen zu vereinen. Der Verfasser unserer Nationalhymne hat dies so treffend ausgedrückt:

Solange keine Uneinigkeit in eine Nation eintritt, kann kein Feind eindringen,

Und solange die Herzen gemeinsam schlagen, kann sie niemand bezwingen.

Liebe Mitmenschen!

Diese Grausamkeit ist nicht nur das Problem der Muslime, sondern eine Angelegenheit der gesamten Menschheit. Tatenlos zuzusehen oder sogar Unterstützung für die vor aller Welt begangenen Morde zu leisten, ist eine Schande für die gesamte Menschheit. Denn die Unterdrücker, die sich selbst als überlegen gegenüber anderen Menschen betrachten und die Erde als ihr persönliches Eigentum ansehen, bedrohen nicht nur die Zukunft der Muslime, sondern die der gesamten Menschheit. Unabhängig von unserer Herkunft, Religion, Sprache oder Rasse ist es unsere Pflicht, sich gegen ein solches Massaker zu stellen. Wo immer Unrecht geschieht, ist es die Verantwortung eines jeden von uns, das Unrecht zu stoppen. Denn auch dem Unrecht zuzustimmen, ist Unrecht

Werte Geschwister!

In dem zu Beginn vorgelesenen Vers sagt unser erhabener Herr wie folgt: "Hütet euch vor dem Streit, der nicht nur diejenigen treffen wird, die unter euch Böses tun, und wisst, dass Allah hart bestraft."[1] In einem Hadith sagt unser geliebter Prophet (s.a.s) wie folgt: "Wenn die Menschen die Ungerechtigkeit eines Tyrannen sehen, aber nicht dagegen angehen, wird es unvermeidlich sein, dass Allah sie eine allgemeinen Bestrafung aussetzt."[2]

Wir verstehen aus diesem Vers und Hadith, dass wenn wir uns nicht gegen die Unterdrückung von unschuldigen Seelen wehren, das Feuer die ganze Welt erfassen wird, und niemand mehr sicher sein wird. Wenn wir die Schreie von Kindern unter Bomben nicht hören, wird jeder von uns leiden. Wir sollten nicht vergessen, dass jeder immer etwas tun kann, um das Böse zu verhindern. Lassen Sie uns eine abschreckende Rolle spielen, um Unterdrückung zu stoppen und den Unterdrückten Hoffnung zu geben; lassen Sie uns tun, was auch immer notwendig ist, mit unseren Händen, Worten und Herzen. Tatsächlich sagte der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm) in einem seiner Hadithe:"Wer eine Ungerechtigkeit sieht, soll sie mit der Hand stoppen; wenn er dazu nicht fähig ist, soll er sie mit Worten stoppen; und wenn auch das nicht möglich ist, soll er sie im Herzen ablehnen."[3]

Verehrte Muslime!

Frau oder Mann, jung oder alt, jeder von uns hat die Verantwortung, sich für das Ende aller Unterdrückung auf der Welt einzusetzen. Lassen Sie uns wie die Ameise sein, die zu Abraham ging, um sein Feuer zu löschen, und weiterhin auf der Seite der Gerechtigkeit stehen und sich dem Unrecht entgegenstellen. Wir glauben fest daran, dass diese schwierigen Tage eines Tages zu Ende gehen werden. Die Unterdrückung der Tyrannen wird sicherlich enden, die Gesichter der Unterdrückten werden strahlen, und der Sieg wird den Gläubigen gehören. Unsere verehrte Nation, die die Hoffnung der Unterdrückten ist, wird mit dem Bewusstsein der Ummah unsere Welt erneut zu einem Ort des Friedens machen. Ich beende meine Predigt mit dem folgenden Ayah:    

. رَبَّنَٓا اَفْرِغْ عَلَيْنَا صَبْراً وَثَبِّتْ اَقْدَامَنَا وَانْصُرْنَا عَلَى الْقَوْمِ الْكَافِر۪ينَۜ

"Oh unser Herr! Gebe uns Geduld und Kraft auszuhalten. Verfestige unsere Schritte auf deinem Weg. Hilf uns gegen die Ungläubigen."[4]


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[1] Enfâl, 8/25.

[2] Tirmizî, Tefsîru'l-Kur'ân, 5.

[3] Müslim, Îmân, 78.

[4] Bakara, 2/250.

Generaldirektion für religiöse Dienste

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