Ein Mu´min ist warmherzig


Verehrte Muslime!

Einer der Gefährten des Propheten (s.a.w.) durchquerte ein wunderschönes Tal. Er mochte den Geschmack des Wassers im Tal. Er war auch sehr beeindruckt von der Landschaft. Er dachte daran, sich von den Menschen zu entfernen und sich in diesem Tal niederzulassen. Er ging zum Gesandten Allahs (s.a.w.) und erklärte seine Absicht. Unser geliebter Prophet (s.a.w.) sagte ihm, er solle so etwas nicht tun. Er sagte, dass es tugendhafter ist, Seite an Seite mit den Menschen auf dem Pfade Allahs zu kämpfen, anstatt zu Hause jahrelang alleine zu beten.[1]

Geehrte Muslime!

Den Islam richtig auszuleben bedeutet, sowohl unsere Pflichten gegenüber Allah zu erfüllen als auch in unseren Beziehungen zu den Menschen die lebendigen Botschaften unserer Religion als Richtschnur zu nehmen. Es ist nie richtig, sich von der Gesellschaft zu lösen, allein zu sein, ein egoistisches und individuelles Leben zu bevorzugen. Tatsächlich beruhen unsere Ibadah (Glaubenspraxis) wie das rituelle Gebet, Fasten, Zakah, Pilgern und Opfern, neben unserer Verantwortung gegenüber Allah, auf viele Weisheiten, wie die Begegnungen mit den Menschen, mit ihnen zusammenzuwachsen, sich mit ihnen auszutauschen und Solidarität zu zeigen.

Geschätzte Muslime!

In unserer modernen Zeit sind wir leider in unserer eigenen Welt gefangen. Wir wurden individualisiert und isoliert. Wir sind egoistisch geworden und können an niemanden außer an uns selbst denken. Als sich unsere Häuser dicht an dicht näherten, gingen unsere Herzen auseinander. Unsere Freundschaft, Kameradschaft und nachbarschaftlichen Beziehungen haben abgenommen. Wir sind so weit, dass wir nicht mehr den Gruß Allahs überbringen, nicht mehr nach dem Wohlbefinden fragen, mit freundlichen Worten ein Herz erobern, ein Lächeln voller Zuneigung zeigen. Und sind sogar manchmal ahnungslos von der Erkrankung oder gar dem Tod unseres Nachbarn neben uns.

Die digitale Welt hat uns viele Möglichkeiten eröffnet. Wir haben uns jedoch in den Verlockungen der virtuellen Welt verloren. Wir konnten in der digitalen Umgebung unsere guten Sitten nicht bewahren; wir haben das Recht und das Gesetz nicht beachtet. Wir sind zu Gefangenen des Computers, Tabletts und Smartphones geworden. Je mehr wir den Kontakt zum wirklichen Leben verloren haben, umso mehr sind wir in der Menschenmenge vereinsamt. Bei der Online-Kommunikation im Chat mit Menschen am anderen Ende der Welt haben wir vergessen, mit unseren Familien, Kindern und Nachbarn zu agieren, mit denen wir das gleiche Haus und die gleiche Umgebung teilen.

Verehrte Muslime!

An unseren Propheten (s.a.w.) gerichtet, verkündet Allah im heiligen Koran: „Und dank der Barmherzigkeit Allahs warst du gütig zu ihnen. Wärst du aber grob und hartherzig gewesen, so wären sie von dir davongelaufen […]."[2]

Nehmen wir als Beispiel die Moral unseres Propheten (s.a.w.), dessen Ummah (Glaubensgemeinschaft) wir zu sein geehrt sind. Lasst uns das Mitgefühl und die Barmherzigkeit, die Selbstaufopferung und Zufriedenheit, die süßen Worte und die lächelnden Gesichter als Vorlage nehmen. Lasst uns gute Beziehungen zu unseren Verwandten, Nachbarn und allen Menschen gegenüber aufbauen, beginnend mit unserer Familie. Suchen wir den Frieden und die Freude nicht in Individualismus und Egoismus, sondern in der Zufriedenheit und Wohlgefallen unseres Schöpfers und in den Gebeten unserer Geschwister.

Ich beende meine Predigt mit dem folgenden Hadith (Überlieferung), in dem der Gesandte Allahs (s.a.w.) einen Gläubigen beschreibt: „Ein Muslim ist warmherzig. Es gibt nichts Gutes in einem Menschen, der keine Nähe zu den Menschen herstellt, und zu dem keine Nähe hergestellt werden kann."[3]


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[1] Tirmizi, Fedâilü'l Cihad, 17.

[2] Al-i Imran, 3/159.

[3] İbn Hanbel, II, 400.

Generaldirektion für religiöse Dienste

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